Fackeln (Aphorismus) Der Fluch der Vergangenheit

Umgeben vom gesellschaftlichen Pissoir,
will sich ein fähiger Mensch funkensprühend daraus erheben.
Immer wieder dämmert die als befleckend empfundene Vergangenheit
als beklemmender zwanghaft eingespielter Hintergrundakkord in seinem Kopf auf.
Wie die perlende Unbekümmertheit einer Kadenz einer Chopinschen Klavierkomposition
will er diesen hemmenden Zwangklang verlassen,
um strahlend zu erklingen.
Doch einmal von da gekommen, verlässt ihn dieser Grundakkord nie ganz.
Er drängt sich in den schweren Stunden beengend nach vorne.
Im Inneren verlischt dann entweder nach und nach die Hoffnung, den anderen zu genügen
und ihnen gleich zu sein oder sie gar zu überflügeln,
oder der drängende Grundton treibt ihn immer wieder peitschend an,
genau das den anderen zu beweisen,
wodurch er sich langsam verzehrt wie eine Fackel.
Während andere vom Licht der Genialität eines solchen Strebenden entweder erleuchtet,
geblendet oder zähneknirschend überstrahlt sind,
sieht es in seinem Inneren oft finster und zweifelnd aus,
bis die Nebel des Selbstzweifels seine Fackel gelöscht oder zum Glimmen gebracht haben.

Schröck 1983

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