APOKALYPSIS
Schreien: Es ist die Lust und zugleich der Schrecken am Untergang.
Trompetengeschmetter und Krachen:
Sie fliegen heran.
Athens Mauern fallen im verblendeten Lachen.
Im Chaos kündet eine pathetische Stimme vom Weltuntergang.
Wir sehen ins ägäische Meer, welches sich in Ölfäden ergießt
Und brennend gegen eine ockerrote Sonne fließt.
Tretminen kreischen, Bomben keilen,
Die apokalyptischen Reiter donnernd eilen.
Die Sense blitzt, Blut ergießt sich in Katarakten,
über Felder von Reis, Kautschuk und Kaffee.
Maschinenhufe schaffen quälende Fakten,
Neben einer Explosion noch eine dampfende Tasse Tee.
Ist das das Erbe der Menschheit, unseres Lebens,
zersplittert in brüllender Technik, alles vergebens?
Wir suchen nach Versöhnung in Gott und finden sie nicht.
Denn Gott erscheint in Stahlgewittern in einem anderen Licht.
Die Laute einsamer Gitarrenspieler fragen, „wo bist Du Gott,
im Brennen der Erde wird alles zu Hohn und Spott!“
Der Untergang ist bei allem Krach so tonlos, schaurig,
in falscher Romantik so unendlich traurig.
Feuer fällt vom Himmel auf die Erden,
nichts mehr ist mehr bestimmt vom Wachsen und Werden.
Nein, Leichenteile ehemals Flüchtender dümpeln auf ölgetränkter ägäischer See.
Der Krieg als Vater aller Dinge und dann des Nichts verbreitet unendliches Weh.
Moslems, Christen und Juden schreien: Gott wo bist Du?
Die See schmurgelt in unguter, öliger Ruh.
Einige beten zu plötzlich zu einem anderen, zu Satan,
befangen von einem irren vergeblichen und falschen Wahn.
Doch wir selbst bereiten uns diesen Untergang,
und rufen heuchlerisch „Herr warum hast Du uns verlassen!“
Er antwortet: „Ihr konntet das wie Gott sein wollen nicht lassen.“
WALDECK, 18.03.2016, Marburg, 1986